Der Hackschnitzelharvester
Allgemeines
Der Hackschnitzelharvester ist eine selbstfahrende Arbeitsmaschine für die Ernte von Stammholzabschnitten und gleichzeitige Produktion von Waldhackschnitzeln. Die wesentliche Neuheit an diesem Maschinentyp war die gelungene Kombination von Harvester und Mobilhacker.
Diese Kombination erlaubt es, in einem Arbeitsgang praktisch den kompletten Baum aufzuarbeiten. Rotfaule oder krumme Stammstücke können gehackt werden, das Nutzholz wird harvestergemäss aufgearbeitet und das Zopfstück wird wieder gehackt.
Zur Humusgewinnung verbleibt das Astwerk im Wald und wird zum Grossteil auf der Waldstrasse abgelegt.
Ideal ist diese Maschine auch zur Energieholzproduktion in Laubwalddurchforstungen, bei der Pflege von Lerchenbeständen sowie bei der Aufarbeitung von Käferholz nach Einzelentnahme im Bestand. Für das Hacken direkt vom Holzpolter sollte der Harvesterkopf mit einem Holzgreifer getauscht werden.
Die Hackleistung der Maschine ist von verschiedenen Faktoren abhängig.
- Produktion von Säge- und/oder Industrieholz
- Entfernung zwischen Arbeits- und Verladeplatz
- sind LKW-Container vor Ort oder kann auf Halde gelagert werden / wie lang ist der Transportweg zum Abnehmer
In den Haupteinsatzgebieten (30 - 40-jährige Kiefern mit BHD: 14 - 16cm) wurde täglich neben ca 25-30 fm 4m-Sägeholz ca 240 - 300 Srm Waldhackschnitzel produziert.
Spitzenwerte im stehenden Bestand (60-jährige Pappeln, alles unter 28cm Durchmesser hacken, Komplettaufarbeitung) = 600 - 650Srm / 10 Maschinenstunden
Spitzenwert vom Holzpolter ohne Shuttleeinsatz, Kippen auf Halde = 1000 Srm / 10 Maschinenstunden
Technische Informationen zu dieser einzigartigen Maschinenkombination finden Sie unter dem Menüpunkt:
HARVESTER oder SHUTTLE
Die Idee
Auslöser war mein damaliger Chef, ein bayerischer Holztransporteur, der in Thüringen ein Biomasse-Heizkraftwerk erworben hatte. Um dieses mit Waldhackschnitzeln zu versorgen, war anfangs ein mobiler Großhacker vom Typ ÖSA 260 im Einsatz. Arbeitsorte waren die unzähligen ca 30-jährigen Kiefernbestände in den ostdeutschen Bundesländern, insbesondere Nordthüringen und Sachsen. Gefällt wurden die Bäume mit einem FMG 0470 (Lillebror) von 3 schwedischen Kollegen, die rund um die Uhr arbeiteten. Anschliessend fuhr der Mobilhacker die Rückegasse von beiden Seiten an und führte die entasteten Bäume seitlich in den Hacktrichter ein. War der Hackgutcontainer voll, ging es raus zum Lagerplatz, Eine solche Runde dauerte auf Grund der grossen Entfernung auch gern eine Stunde. In einer konzentrierten Aktion wurde dann ein Radlader angeliefert und 10 LKW-Containerzüge + Anhänger beladen. Diese Aktion wurde rund um die Uhr solange wiederholt, bis der Vorrat an Hackschnitzeln restlos verladen war.
Mit der Erfahrung dieser Technologie haben mein Chef und ich uns beim Abendessen hingesetzt und auf der sprichwörtlichen Serviette den ersten Hackschnitzelharvester gezeichnet und auch das Konzept erarbeitet, das zum ersten Einsatz dieser damals völlig neuartigen Maschine führte.
Entsprechend unseren Anforderungen waren die nötigen Komponenten auf dem Papier schnell zusammen, Auf der Suche nach einem Hersteller wurden wir bei ERJO AB in Schweden fündig. Sie sind ein bekannter Hersteller von Hackmaschinen, die sowohl im stationären Betrieb wie auch beim Umbau von Standard-Forwardern zu selbstfahrenden Mobilhackern eingesetzt wurden. In Schweden ist die Zusammenarbeit verschiedener Firmen nicht vom Konkurrenzdenken geprägt, wie man das z.B. aus Deutschland kennt, so das von den Einzellieferanten von Fahrgestell, Harvesterkopf und Kran auch wertvolle Tips und Empfehlungen kamen. Uns allen war aber auch klar, das dieser erste Prototyp nicht auch das spätere Serienmodell werden muss, Rückschläge waren eingeplant, denn Erfahrungen gab es mit dieser Bauart noch nicht.
Mein erster Besuch bei den Kollegen im Werk war im Herbst 1993. wenig später kam ich für die letzten sechs Wochen der Endmontage zurück. Auslieferung des 1. Prototyps vom Hackschnitzelharvester war kurz vor Weihnachten 1993. Nach Fertigstellung des Harvesters sollte unmittelbar mit dem Bau des Shuttles begonnen werden. Nach Auskunft meines schwedischen Kundendienstlers wurden insgesamt zehn Maschinen nach diesem Konzept gebaut, die neun anderen als konventioneller Hacker mit kürzerem Kran und einer Holzzange.
Eine dieser neun Maschinen fuhr in der Schweiz, eine in Schweden (wurde vor kurzem verschrottet). Die anderen liefen in Litauen, Estland und Lettland.